Drama und Mythologie

Figur und Beziehung

Parallel zu den Arbeiten im Gemeinschaftsatelier habe ich Serien von großformatigen Pastellen in meinem eigenen Atelier entwickelt. Geprägt waren diese Arbeiten durch eine persönliche Umbruch- und Wendezeit: Trennung nach langjähriger Beziehung, Reduzierung der Erwerbstätigkeit auf die Hälfte. Die menschen- und tierähnlichen Mischwesen, einzeln oder als Paar in Aktion, mit weit ausholenden Gesten skizziert, wurden dann mit Oberfläche und Details versehen. Parallel zu diesen mehr privat motivierten Bildern habe ich mit meinen Kolleginnen und Kollegen intensiv Akt gezeichnet.
Aus einem eigenen Text für die erste Ausstellung dieser Bilder: “Aus der Bewegung wird eine Linie, diese wird zu einer Figur, zum Raum. Teilbereiche werden gegenständlich, bekommen eine Oberfläche. Andere Teile können wieder 'umkippen', vorne wird zu hinten. Kontur zum Durchblick und so weiter...
Dabei sollte möglichst in jedem Stadium die Arbeit beendet werden können und möglichst alle Phasen später ablesbar sein. Deshalb vielleicht meine Vorliebe für lineare Zeichnungen, für das Arbeiten mit transparenten Farben. Das Drachenmotiv ist als solches nicht immer sofort zu erkennen, ist versteckt in trockenen Ästen, verwitterten Steinen, Gartenschläuchen.
Die Welt der Drachen ist für mich ein Mikrokosmos, eine Welt für sich, aber trotzdem Realität. Zeichnungen sind Bruchstücke von Geschichten ohne Ende bilden in ihrer Gesamtheit wichtige Teile meines Lebens ab, haben daher Tagebuchcharakter, sind daher auch so persönlich, dass sie nicht in allen Teilen jedermann zugängig sein sollen.” Ende der 80-erJahre habe ich dieselbe Technik für großformatige Figurenbilder mit menschlichen Figuren eingesetzt. Dazu eine Stellungnahme von Manfred Pixa: “Künstlerische Arbeiten sind nicht von der Biographie des Künstlers zu trennen - dabei ist unter Biographie mehr als eine rein persönliche Angelegenheit zu verstehen, sondern stellt sich eher als eine Wechselbeziehung aller im Leben und dazu parallel laufender Prozesse dar. Ich habe Merten Sievers 1973 kennengelernt. Wir hatten beide Lehraufträge in einem Projekt der Bremer Hochschule. Dabei war eine zentrale Frage, die Wirksamkeit und die Rolle von Kunst in der sozialen Auseinandersetzung. In diesen Zusammenhang gehörte dann auch die ganze Realismusdiskussion. Realistische Ansätze von Courbet bis Fotorealismus a la Franz Gertsch wurden auf ihre Eignung als Ideenträger untersucht. Der sozialistische Realismus zeigte sich in einigen interessanten Varianten wie Heisig z.B. - aber ebenso wichtig waren Hopper oder der Kanadier Colville, der 1971 in einem Interview sagte: “Ich male nämlich nicht nach der Natur, sondern nach der Erinnerung. Ich male exakt, verändere aber die Realität nach den Bedingungen der Komposition.””
Im nächsten Jahr lag der Schwerpunkt auf phantastischen Variationen von Doppelfiguren zum Motiv „Brille“, „Knochen“. Dazu aus meiner Einführung in die Ausstellung: “Ein mehrfach erkennbares Motiv in den Bildern ist die Doppelfigur eines Oberschenkelknochens, im Alltag eher bekannt als ein Element von Gefahrenzeichen, in der Kunstgeschichte unter anderem als Teil des „memento mori“, ist hier ‘Figur’ also pars pro toto. Theatralische Momente sind dabei erkennbar – so wie in der vorangegangenen Ausstellung in Teilen skurril, im ganzen malerischer. Bei der „Bildfindung” stelle ich dabei nichts auf einer imaginären Bühne dar, sondern ich “entwickele“. Die Bilder sind als ‘Weltbilder’ im bruegelschen Sinne zu verstehen - unfertige Ergebnisse menschlicher Arbeit, Natürliches, Politisches - eine skurrile Realmontage.”

Zum Anfassen

Mitte der 80-er Jahre habe ich aus einer Anzahl handgroßer Holzplastiken, entstanden seit den 70-er Jahren, eine lebensgroße Holzstele konstruiert. Die einzelnen Objekte wurden jeweils in kleinen offenen Rahmen zusammengefügt. In dem gleichen Zeitraum entstanden mit Hilfe von Gipsformen kleinere Flachreliefs aus Gießmasse, später teiweise in Aluminium. Das Thema „Relief“, sowohl im plastischen Objekt als auch dessen Darstellung in Grafik und Malerei, fasziniert mich bis heute. Als Gattung ist es eine interessante Mischform von Bild und Körper.